Beunruhigt und befreit

Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
– Mt 18,3, Monatsspruch für September

Beunruhigend und befreiend: Die Jünger fragen Jesus, wer der Größte im Himmelreich sein wird, und er antwortet: So nicht, Freunde! Um den Himmel kann man nicht konkurrieren. Man kann ihn sich nicht verdienen.

Man kann ihn nur – wie die Kinder – unverdient und ohne Vorleistung annehmen. Ja, das ist beunruhigend gemeint. Die da himmlische Rangordnungen erstellen, sollen merken, dass sie auf dem falschen Dampfer sind, dass sie umdenken und umkehren müssen. Und es ist befreiend gemeint: Sie und wir, wir dürfen Gott gegenüber wirklich wie die Kinder sein und uns beschenken lassen. Nur so kann es gehen.

Ob auch wir uns beunruhigen und befreien lassen? Wenn wir uns gefallen als Gott- und Welt- und Allesversteher, die anderen erklären, warum sie nicht ins Himmelreich kommen? Ob wir uns dann vom hohen Ross herunterrufen lassen, aus der Wichtigtuerei der „Geheimräte Gottes“ heraus in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes? Und ob wir hören, wie Jesus uns zurückruft, wenn wir uns für Gottes Lieblingskinder halten, wenn wir Prinz oder Prinzessin sein wollen, nach deren Launen und Bedürfnissen sich alle Welt richten soll? Ob wir uns einfügen und einbringen lernen in die Gemeinschaft der Geschwister, die verschieden geschaffen und begabt sind, aber gleichermaßen geliebt? Jesus beunruhigt, und Jesus befreit. Gut, wenn wir ihn hören!

Ihr Matthias Stempfle


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