Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis
und aller Erfahrung.(Philipper 1, 9 – Monatsspruch für Juli)
Keine Frage: Liebe kann immer noch wachsen. Darum zu beten, ist nie verkehrt. Da lernt man nicht aus. Kein Mensch hat je genug geliebt. Trotzdem kann man einen Moment stutzen über die Formulierung, „dass die Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung.“ Warum wünscht Paulus unserer Liebe genau diese zwei Dinge, Erkenntnis und Erfahrung? Warum nicht Feuer, Begeisterung, Intensität, Hingabe, Selbstlosigkeit, was auch immer? Vielleicht, weil Erkenntnis und Erfahrung für die Klarheit sorgen, die die Liebe braucht, um wirklich Gutes zu bewirken. Damit aus „gut gemeint“ „gut gemacht“ wird.
Erkenntnis hat verschiedene Dimensionen: das kann ganz nüchtern heißen, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, ohne Beschönigungen und Illusionen. Es kann aber auch bedeuten, mitten in der prosaischen irdischen Wirklichkeit Gott am Werk zu sehen. Und wenn ungeschminkte Wirklichkeit und wirklicher Gott zusammenkommen, dann wächst Klarheit, was als nächstes
dran und möglich ist. Auch Erfahrung hat verschiedene Seiten. Es gibt die Welt- und Lebenserfahrung, die – zu Recht – sagt: Nicht alles, was glänzt, ist Gold.
Und es gibt die Glaubenserfahrung, die – auch zu Recht – sagt: manches glänzt überhaupt nicht und wird doch Gold, wenn Gottes Licht darauf fällt. Machen wir‘s wie Paulus: Beten wir, dass unsere Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung. Damit Liebe ankommt. Damit aus „gut gemeint“ immer wieder „gut gemacht“ wird.
Ihr Matthias Stempfle