Respekt erweisen

Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren und sollst dich fürchten vor deinem Gott; ich bin der HERR.

3. Mose 19, 32 (Monatsspruch für März)

Über die Respektlosigkeit der Jugend soll schon Sokrates geklagt haben. Aber der Monatsspruch für März hat einen besonderen Ton: „… du sollst dich fürchten vor deinem Gott …“, so begründet das Alte Testament den Schutz der gesellschaftlich Schwachen: Die, die keine laute Lobby haben, die sich nicht wehren können, für die tritt Gott selber ein.

Wenn hier mit dieser Begründung Respekt für die Alten gefordert wird, dann ist das nicht die Empörung der „Silver-Ager“ über den Verfall der Moral. Hier werden die geschützt, die schwach geworden sind und nicht mehr mithalten können. Gerade in der Frühzeit Israels, als die Stämme noch nomadisch lebten, konnten die, die nicht mehr gut zu Fuß waren, leicht als Last empfunden werden. Sie sollten um Gottes Willen geachtet und geehrt werden.

Wir haben heute ein Rentensystem und medizinische Möglichkeiten, von denen man damals nicht einmal geträumt hätte. Es ist heute nicht nur eine Frage des Alters, sondern z.B. auch der Bildung und der Herkunft, wer als Bereicherung und wer als Last gesehen wird.

In einer Gesellschaft, die immer mehr in Milieus zerfällt, die sich im Alltag oft nicht einmal mehr begegnen, wird man Christen auch daran erkennen: dass Alte und Junge, Starke und Schwache, Alteingesessene und Fremde Respekt voreinander haben. Dass sie Anteil nehmen an den Erfahrungen der anderen, sich für ihre Geschichten und ihre Lieder interessieren oder sie zumindest aushalten.

Weil es Menschen sind, die Gott am Herzen liegen. Weil wir mehr voneinander lernen können, als wir oft denken. Und weil wir im „Leib Christi“ auf die Sicht der „anderen Glieder“ schlicht nicht verzichten können.

Ihr Matthias Stempfle


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