Ich will meine ganze Schönheit vor dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen. Ich gebe Gnade, wem ich will, und ich schenke Erbarmen, wem ich will.
(2. Mose 33,19 – Monatsspruch für Juli)
Nachdem Gott die Israeliten aus Ägypten und durch Höhen und Tiefen geführt hat, macht sich das Volk ein goldenes Kalb, einen sichtbaren, anfassbaren Gott – mit der Folge, dass Gott ein Stück auf Distanz geht: Ja, es bleibt dabei, ich ebne euch den Weg ins gelobte Land, aber: „Ich selbst werde nicht in eurer Mitte hinaufziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk. Ich könnte dich sonst auf dem Weg vernichten.“ (2. Mose 33,3)
Nun muss Israel noch mehr Vertrauen und Glauben aufbringen und einem unsichtbaren Gott folgen. Umso stärker kommt Mose als Anführer in Verantwortung und ins Rampenlicht. Verständlich, dass er nun seinerseits Vergewisserung sucht und Gott bittet: „Lass mich deine Wege wissen“ (13); „lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ (18).
Gott kommt Mose ein Stück weit entgegen. Nicht Gottes ganze Herrlichkeit wird Mose sehen, aber seine „Schönheit“ (andere Übersetzungen sprechen von „Güte“). Er darf „hinter Gott her sehen“, aber nicht sein Gesicht (23). Gott bleibt im besten Sinn eigenwillig: „Ich gebe Gnade, wem ich will; und ich schenke Erbarmen, wem ich will.“ Mose wird Gott nicht ganz verstehen. Er wird auf Vertrauen angewiesen bleiben. Sein Weg wird ein Wagnis des Glaubens bleiben.
Auch wir suchen Vergewisserung für unsere Lebenswege und für unseren gemeinsamen Weg als Gemeinschaft. Wir dürfen Gott um Klarheit bitten: „Lass uns deine Wege wissen“. Aber auch wir sehen öfter „hinter Gott her“ als in sein Gesicht. Die Wege des Glaubens führen oft in unbekanntes Land, „das ich dir zeigen werde“. Wir wissen oft nicht, was am Ende herauskommt – aber wir wissen, dass Gott vertrauenswürdig ist.
Ihr Matthias Stempfle